Geschichte

Geschichte der historischen Kilianskapelle in Guxhagen-Büchenwerra

Eine Sage erzählt, dass der Heilige Kilian, eigentlich der Apostel der Franken, im 7. Jahrhundert auch hier an der Fulda missioniert und in Büchenwerra eine Kapelle gegründet habe – also etwa 50 Jahre vor Bonifatius, dem wir 723 in unserem Raum geschichtlich begegnen durch die Fällung der Donareiche bei Fritzlar.

Kilian wurde 689 in bzw. bei Würzburg mit seinen Gefährten Colonatus und Thotnanus ermordet und dort begraben. Nach einer Umbettung ruhen seine Gebeine – bis auf den Kopf, der in einem Schrein im Hauptaltar des Würzburger Domes aufbewahrt wird – in der Marienfeste auf dem Würzberg.

Diese Anmerkung ist für uns sehr wichtig, weil in einer Urkunde von 1256 der Bischof Iringus von Herbipolis (Gewürzstadt-Würzburg) behauptet, dass „der verehrungswürdige Patron unserer Kirche, der Selige Kylianus, bis jetzt“ – dort in seiner Kapelle – „in der Erde bestattet, seine körperliche Niederlegung geschaffen hat“.

Aufgrund der o.a. Aussage ist das wohl nicht der Fall gewesen; evtl. ist ein Knochensplitter, eine Reliquie, im Altarfuß eingemauert gewesen , wie es oft üblich war, wenn ein Patronat – hier also von Würzburg – vorhanden war.

Nun wird die Geschichte unserer Kapelle endlich noch „handfester“. Iringus schreibt in o.a. Urkunde dem Sinne nach weiter, dass Graf Gotfridus von Reichenbach ( Burg und Dorf zwischen Spangenberg und   Hess. Lichtenau ) mitteilt, die in „Buchenwerde gelegene Kilianskapelle“, über die er Vogt sei, sei verfallen und der dabei liegende Hof sei verlassen. Gottfried wolle auf sein Lehensrecht verzichten, damit er – Iringus – die Kapelle mit den dazu gehörenden Äckern, Wäldern, Weiden - ausreichend für drei Bauern – und den Fischfang dem Kloster Breitenau (in Guxhagen) übertragen könne.
Dafür müssten die Mönche jedes Jahr am Kilianstag eine Prozession dorthin durchführen und eine Messe abhalten.

Gottfried schreibt in einer weiteren Urkunde von 1256, dass „die in Buchenwerde gelegene Kapel-le… durch hohes Alter zusammengestürzt und zerstört schon längst keinen Gottesdienst mehr hatte“.
Es ist davon auszugehen, dass diese Kapelle aus Holz erbaut worden war, denn zu Kilians Zeit konnte kaum einer der hiesigen Bewohner Steine bearbeiten.

Nach 1256 ist die Kapelle wohl neu errichtet worden – diesmal aber aus Stein. Die Landtafeln Hessischer Ämter aus 1615 – gezeichnet von Dillich – zeigen uns eindeutig eine Kapelle mit einem kleinen Turm.
Da sich anhand seiner anderen Karten nachvollziehen lässt, wie genau Dillich alle Gegebenheiten wiedergegeben hat, haben wir einen zusätzlichen Nachweis für das Vorhandensein unserer Kapelle.

Einen weiteren „Beweis“ liefert uns die Landkarte von Joist Moers( um 1600), der im Auftrag des damaligen Landgrafen Moritz die Fulda vermessen und deren Verlauf aufgezeichnet hatte. Moritz wollte – und hat auch – die Fulda von Kassel bis Hersfeld schiffbar machen lassen. Auf dieser Karte ist ein Gebäude zu sehen, das höher ist als die anderen.

Einen kartographischen Einblick in unsere Landschaft gibt uns die Schleenstein’sche Karte von ca. 1715, auf der die Kapelle in „Buchenwerde“ eindeutig zu erkennen ist.

In einer weiteren – allerdings undatierten und unsignierten Karte – ist die Kapelle im Grundriss ganz deutlich zu finden.

In der „Special Beschreibung“ im „Lager-Stück und Steuer-Buch“ schreibt der „Scribent“ J.E. Zinekepp, dass „ keine Kirche ist allhier“. Offensichtlich ist die kleine Kapelle wieder verfallen (am Verfallen).  Aber er berichtet von einem „Gemeinds-Hirtenhaus“,in dem der „Kuhhirte“ wohnt. Sollte etwa die Kapelle zur Unterkunft für den Hirten umfunktioniert worden sein?

In den 1860/70er Jahren sind wohl die letzten Reste der Kilianskapelle abgebrochen bzw. abgetragen worden. Ihre Steine wurden z .T. zur Eindämmung des Fuldaufers verwendet, „doch bald vom Hochwasser weggeschwemmt…Niemand hat gewagt, solch zerstörenden Elementen entgegen- zutreten, teils aus Unverständnis, teils aus berechnender Krämerwut“, schreibt Lehrer Peter Schmidt nach 1900.

Bei den Resten handelte es sich um die Außenmauer mit einem Türbogen. Die Mauer ist nach Aussage „der Alten“ etwa 2 bis 3 Schritt breit gewesen und war aus Sandstein, z .T. unbehauen.

Die Tür zeigte die Spitzbogenform. P. Schmidt fand außerdem beim Umgraben eines Gartenstücks einige bogenförmig behauene Steine – evtl. waren das Fensterbögen. – Ein weiterer Teil des abgebrochenen Materials ist nach einem starken Hochwasser – wohl 1869 – als Auffüllmaterial für entstandene Ausspülungen verwendet worden.

Wo hat nun die Kilianskapelle gestanden?

P. Schmidt schreibt: „Die Angaben über den Standort sind (nach Aussagen unserer „Alten“ iden-tisch. Er lag nämlich genau da, wo der Gastwirt und Metzgermeister Günter Hartung ein Wohnhaus mit Laden gebaut hat. Außerdem sind nach einer Information des ehemaligen Bauamtsleiters der Gemeinde Guxhagen, Jürgen Behnke, beim  Ausbau der Straße zum Campingplatz Menschen-

knochen gefunden worden.-  Das dürfte ein eindeutiger Beweis für den Standort der Kapelle sein, denn früher wurden die Toten um die Kirche herum begraben.

Die Zeichnung von P. Schmidt untermauert diese Darstellung:

                                                                                                                                  
Ralf Löber, August 2009

 

Diese „Kilianssteine“ wurden bei Kanalisierungsarbeiten wiederendeckt und in die Errichtung der neuen Kilianskapelle integriert.

Die 2010 errichtete neue Kilianskapelle steht nahe dem Standort der historischen Kapelle am Radweg R1 und unmittelbar an der Fulda in wunderschöner Lage.


Heute noch erhaltener sehr wahrscheinlicher Originalstein der historischen Kilianskapelle.

 


Diese „Kilianssteine“ wurden bei Kanalisierungsarbeiten wiederentdeckt und
in die Errichtung der neuen Kilianskapelle integriert.

Die 2010 errichtete neue Kilianskapelle steht nahe dem Standort der historischen Kapelle
am Radweg R1 und unmittelbar an der Fulda in wunderschöner Lage.

 

Einen weiteren „Beweis“ liefert uns die Landkarte von Joist Moers( um 1600), der im Auftrag des damaligen Landgrafen Moritz die Fulda vermessen und deren Verlauf aufgezeichnet hatte.
Moritz wollte – und hat auch – die Fulda von Kassel bis Hersfeld schiffbar machen lassen.
Auf dieser Karte ist ein Gebäude zu sehen, das höher ist als die anderen.

Einen kartographischen Einblick in unsere Landschaft gibt uns die Schleenstein’sche Karte
von ca. 1715, auf der die Kapelle in „Buchenwerde“ eindeutig zu erkennen ist.

In einer weiteren – allerdings undatierten und unsignierten Karte – ist die Kapelle im Grundriss ganz deutlich zu finden.

In der „Special Beschreibung“ im „Lager-Stück und Steuer-Buch“ schreibt der „Scribent“ J.E. Zinekepp, dass „ keine Kirche ist allhier“. Offensichtlich ist die kleine Kapelle wieder verfallen (am Verfallen). 
Aber er berichtet von einem „Gemeinds-Hirtenhaus“,in dem der „Kuhhirte“ wohnt. Sollte etwa die Kapelle zur Unterkunft für den Hirten umfunktioniert worden sein?

In den 1860/70er Jahren sind wohl die letzten Reste der Kilianskapelle abgebrochen bzw. abgetragen worden. Ihre Steine wurden z .T. zur Eindämmung des Fuldaufers verwendet, „doch bald vom Hochwasser weggeschwemmt…Niemand hat gewagt, solch zerstörenden Elementen entgegen- zutreten, teils aus Unverständnis, teils aus berechnender Krämerwut“, schreibt Lehrer Peter Schmidt nach 1900.

 

Bei den Resten handelte es sich um die Außenmauer mit einem Türbogen. Die Mauer ist nach Aussage „der Alten“ etwa 2 bis 3 Schritt breit gewesen und war aus Sandstein, z .T. unbehauen.

Die Tür zeigte die Spitzbogenform. P. Schmidt fand außerdem beim Umgraben eines Gartenstücks einige bogenförmig behauene Steine – evtl. waren das Fensterbögen. – Ein weiterer Teil des abgebrochenen Materials ist nach einem starken Hochwasser – wohl 1869 – als Auffüllmaterial für entstandene Ausspülungen verwendet worden.